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Die Vollendung – Zwischen Erfüllung und Bestimmung

In den folgenden Jahren nach den Schwedeneinfällen konnte sich die Stadt langsam wieder vom Schrecken erholen. Vor allem die Landshuter Bevölkerung trug mit ihrem Dank an die Jesuiten für dessen Fürsorge und Opferbereitschaft in den Kriegsjahren entscheidend zum Aufschwung der der Klöster bei. [1]Mitschke 2011, S. 81 So konnte auch der Bau der Kirche St. Ignatius am 30.April 1637 wieder aufgenommen werden. [2]a.O., S. 109

Leider stellte sich bald heraus, dass das sumpfige Gelände unerwartete Probleme für die Fundamentierungsarbeiten darstellte. Ähnliche Probleme waren bereits beim Fundament der Martinskirche oder des Franziskanerklosters bekannt, und so entschied man sich dazu, auch hier Holzpfähle zur Unterstützung des Fundaments in die Erde zu rammen. Darüber wurden 600 000 Ziegelsteine vermauert, die aufgrund weiterer Absenkungen des Erdreichs „[…] kaum über das Niveau des Bodens hinausragte[n].“ [3]a.O., S. 110

Die Arbeiten gingen daraufhin zügig voran, sodass 1638 bereits der Dachstuhl größtenteils fertiggestellt werden konnte. Im Jahr darauf wurde die Einwölbung des Chores vollendet. So kam bereits am 25. November 1640 der Freisinger Fürstbischof Veit Adam von Gepeckh nach Landshut, um die Kirche zu weihen. Und sogar Kurfürst Maximilian I. selbst reiste zu diesem Ereignis nach Landshut, um den Feierlichkeiten beizuwohnen. Es wird berichtet, dass man zu dieser Zeit noch in den offenen Dachstuhl des Langhauses hineinschauen konnte. [4]a.a.O.

Am 9. August 1641 war das Langhaus nun vollständig eingewölbt, während parallel schon die Stuckarbeiten begonnen hatten. [5]a.O., S. 111 Dabei kamen Johannes Holl als Baumeister besonders koordinierende und planerische Aufgaben zu: „Wenn auch Holl selbst nicht im eigentlichen Sinne künstlerisch tätig war – weder schnitzte und malte er noch fertigte er Stuckaturen, so wusste er doch den ausführenden Künstlern die Aufträge so zu geben, dass sich sämtliche Werke dem straffen Gesamtcharakter und der Einheitlichkeit des Innenraums einfügten.“ [6]a.a.O.

Am 26. Januar 1648 starb der Baumeister Johannes Holl an Lungenschwindsucht. Er wurde als erster in der Kirchengruft bestattet, die für 32 Verstorbene Platz bot. [7]a.a.O.

Bereits im Jahr 1641 führten finanzielle Schwierigkeiten dazu, dass der Bau an der Kirche vorläufig eingestellt wurde. Erst 1692 wurden wichtige noch offene Dach- und Mauerflächen geschlossen und fertiggestellt. Auf den Bau eines Kirchturmes wurde – wider der ursprünglichen Planung – aufgrund von Geldmangel verzichtet. [8]a.a.O.

Eine kleine Anekdote berichtet aber, wie man sich gegenüber der Bevölkerung für diesen Eklat, wohl eher scherzhaft, rechtfertigte: Es wird behauptet, dass der Burgherr den Bau eines Turms missbilligte – ihm würde so der Blick von seiner geliebten Burg auf die Neustadt verwehrt. [9]Baumgartner Patrick Polizeihauptkommissar, persönliche Kommunikation, 4. Juni 2021

In den darauffolgenden Jahren blühte das Jesuitenkolleg regelrecht auf. Nach der nahezu vollendeten Fertigstellung der Kirche, folgten 1665 der Neubau des Kollegs und des Gymnasiums. Als Baumeister gilt der Laienbruder Michael Beer. 1696 wurde mit dem letzten Bauabschnitt, dem Verbindungsflügel zwischen dem Ost-West-Flügel des Kollegs und der Kirche begonnen. 1670 waren die Bauarbeiten vollendet. [10]Mitschke 2011, S. 242

1679 beherbergte das Gymnasium der Jesuiten bereits etwa 300 Schüler, weshalb aufgrund von Platzmangel ein Neubau nötig wurde. 1688 erfolgte schließlich auch die Baugenehmigung für das Gymnasium durch Kurfürst Max Emanuel. Unter Baumeister Antonio Viscardi, Hofbaumeister von München, erfolgte am 26.04.1689 die Grundsteinlegung. 1691 war der Bau vollendet, und die Räumlichkeiten konnten bezogen werden. [11]a.O., S. 245 f.

Aufgrund des zunehmenden Machteinflusses der Jesuiten, wurde der Orden auf Drängen weltlicher Fürsten durch Papst Clemens XIV am 21. Juli 1773 aufgehoben. Das Klostergebäude wurde zunächst als Kommende dem Malteserorden übergeben, der aber bereits 27 Jahre später durch Einsetzen der Säkularisation ebenfalls aufgelöst wurde. [12]a.O., S. 306 ff.

In den Folgejahren war in den Klosterbauten von 1800 – 1826 das Priesterseminar Georgianum, eine Stiftung von Herzog Georg dem Reichen, und von 1828 –1919 eine Infanteriekaserne untergebracht. [13]Stadt Landshut

Heute dienen die Gebäude seit 1979 dem Sitz der Polizeiinspektion Landshut. [14]Polizeipräsidium Niederbayern

2003 wurden im Kirchengebäude von St. Ignatius Risse festgestellt, die umfassende Untersuchungen zur Folge hatten. Die Holzpfähle der ursprünglichen Gründung waren durch Absenken des Grundwasserspiegels marode geworden, mit „[…] Setzungen und Bewegungen des Bauwerks wurde gerechnet“. [15]Büro Bergmann 2017 Deshalb beschloss man 2007 die Kirche bis auf weiteres zu schließen.

Man einigte sich auf eine Nachgründung der Kirche, um den Kirchenbestand zu sichern. 2008 stand mit der Zulassung der Ischebeck-Titanpfähle eine Bautechnik zu Verfügung, die das Mauerwerkfundament unterstützen konnte. Laut ausführendem Architekturbüro Bergmann, begann die Nachgründung im August 2012 und wurde im Februar 2013 beendet. [16]Büro Bergmann 2017 Weitere Sanierungsmaßnahmen folgten und dauern bis heute an. [17]a.a.O.

Literatur

Literatur
1 Mitschke 2011, S. 81
2 a.O., S. 109
3 a.O., S. 110
4, 6, 7, 8, 17 a.a.O.
5 a.O., S. 111
9 Baumgartner Patrick Polizeihauptkommissar, persönliche Kommunikation, 4. Juni 2021
10 Mitschke 2011, S. 242
11 a.O., S. 245 f.
12 a.O., S. 306 ff.
13 Stadt Landshut
14 Polizeipräsidium Niederbayern
15, 16 Büro Bergmann 2017